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Leseprobe: Der Untergang der Hexenjaeger

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ANITA WOLF
DER UNTERGANG DER HEXENJÄGER
HEXENJÄGER  TEIL  1

Mazacans Dienst würde zwar erst später beginnen und bis dahin war noch einiges zu erledigen, trotzdem ging eine bestimmte Sache erst mal vor. Er hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen. Seit Jahren war er nicht mehr in Cal-don, geschweige denn Rigby gewesen. Sie würde sich sehr verändert haben, wie er selbst ja auch. Mackenzie, seine beste Freundin, wusste nichts von seinem neuen Beruf. Mazacan hatte eine dunkle Ahnung, dass sie nicht sehr begeistert sein würde.
Er erreichte den Hügel, von dem aus er ihr Haus sehen konnte. Wenigstens hier war fast alles so wie in seiner Erinnerung. Das konnte man vom Rest von Rigby nicht sagen. Früher war es ein eigenständiges kleines Dorf gewe-sen, jetzt gehörte es zu den äußersten Vororten von Burgh. Als kleiner Junge war ihm alles hier viel größer und schö-ner vorgekommen als jetzt.
Mackenzie kam aus dem Haus. Mazacan stutzte kurz. Kenzie war drei Jahre jünger als er. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie fast noch ein Kind gewesen, und jetzt war sie eine junge Frau. Dennoch erkannte Mazacan sofort ihren Gang wieder und die Art, wie sie sich die roten Haare aus dem Gesicht strich. Das beruhigte ihn ungemein. Sie ging gerade zur Wäscheleine, um eine neue Ladung Wäsche aufzuhängen.
Während Mazacan auf das Haus zulief, überlegte er, wie er auftreten sollte. Vielleicht war sie ja sauer, weil er so lange fort gewesen war? Vielleicht erkannte sie ihn gar nicht wieder? Er war bis auf wenige Schritte herangekommen, ohne dass sie ihn bemerkte. Mazacan beschloss, sie so zu begrüßen, wie er es immer getan hatte.
„Miep!“ machte er und kniff sie in die Seiten.
Sie quiekte auf und fuhr herum. Erst sah sie ihn nur un-gläubig an. „Mazacan?“ fragte sie dann.
„Na, Kenzie. Ich, äh, bin wieder da, wie du siehst.“
Einen Moment lang fürchtete er, sie würde ihm eine run-terhauen. Stattdessen jauchzte sie und fiel ihm um den Hals. Mazacan drückte sie und war überrascht, als er merkte, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Sie löste sich von ihm und er stellte sie wieder auf den Boden zurück. Ihm war früher nie aufgefallen, dass sie ihm kaum bis zum Kinn reichte. Vermutlich war das früher auch nicht der Fall gewesen.
Sie fasste ihn an den Armen und nahm ihn genauer in Augenschein. „Meine Güte, Mazacan“, meinte sie ne-ckisch. „Was ist aus dir geworden. Als du hier weggegan-gen bist, hast du wie ein Elbenbengel ausgesehen, und jetzt könnte man dich beinahe für einen erwachsenen Mann halten. Du hast sogar ein bisschen Bart bekommen. Das ist bei Halbelben aber selten. Da ist wohl der Nordmann mit dir durchgegangen.“ Sie klapste ihm mit dem Handrücken auf die Leibesmitte.
Mazacan verkniff sich gerade noch ein mädchenhaftes Kichern und räusperte sich. „Das ist aber auch die einzige Stelle.“ Er hob einen elbisch haarlosen Unterarm.
„So bist du mir auch lieber als wie einer dieser Halbaffen, die hier so rumlaufen. Nicht, dass ich dich nicht mehr lieb hätte, wenn…“ Sie brach ab, schob ihn ein Stück weit von sich und verschränkte die Arme. „Und welchem Umstand verdanke ich nun die unfassbare Tatsache deines Besuches?“
Kenzie zeigte nur selten tiefe Gefühle. Mazacan wusste das. Die Umarmung eben war eine große Ausnahme gewe-sen. Sie hatte sich meistens im Griff. Vielleicht lag das auch daran, dass ihr Vater ein Erdelementar war. Die galten als unerschütterlich. Allein Kenzies große gelbgrüne Augen ließen erahnen, dass sie ebenso ein Halbblut war wie Mazacan. Er mit seinem aufbrausenden Wesen be-wunderte Kenzie für ihre Selbstbeherrschung. Genau ge-nommen bewunderte er alles an ihr.
„Es ist kein Besuch, Kenzie. Ich habe hier eine neue Arbeit angetreten. Ich bleibe hier.“
Ein Strahlen huschte über ihr Gesicht, aber sie fing sich wieder. „Was denn, hier? In meinem Garten? Hast du eine Stelle als Vogelscheuche bekommen?“
Er sah auf den Boden. „Nicht ganz. Sowas ähnliches.“
„Und erzählst du es mir auch, oder muss ich es erraten?“
„Nein, nein“, versicherte er hastig. „Nicht raten. Ich werde es dir erzählen. Nur – in Ruhe, ja? Ich muss eigentlich gleich wieder weg… ich wollte nur… ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich wieder da bin.“
„Na, das weiß ich ja jetzt.“ Sie lächelte ihn an. „Ich harre gespannt. Geh ruhig, sonst schmeißen sie dich an deinem ersten Tag schon wieder raus. Na hopp.“ Sie schob ihn in Richtung Gartentor.
„Ich bin wirklich froh, wieder hier zu sein.“
„Du hast dich auch lang genug gedrückt, Elbenohr.“
Elbenohr. Das war ihr alter Spitzname für ihn. Einer der Nordmänner seines Vaters hatte mitbekommen, wie sie ihn so nannte. Von da an war er bei ihnen nur noch das Elfenöhrchen gewesen. Zumindest so lange, bis er stark genug gewesen war, um die Kerle zu verdreschen.
„Bis bald, Kenzie.“
Als er sich zum Gehen wandte, hielt ihn Kenzie am Arm fest. „Mazacan – nicht, dass du denkst, ich wäre paranoid geworden in den Jahren…“ Sie wurde ernst. „Sei vorsich-tig, ja? Die Dinge haben sich hier geändert. Leg dich nicht mit den Hexenjägern an.“
Mazacan schluckte. „Keine Sorge, Kenzie. Mit denen wer-de ich keinen Ärger haben.“
Er drückte ihre Hand und ging.

Er stand im Schatten der Eiche, die auf dem kleinen Hügel wuchs und beobachtete, wie der Mann sich vom Haus entfernte und auf sein Pferd stieg. Der Blonde winkte nochmal und ritt weg. Sie stand am Tor und sah ihm nach. Verdächtig lange, wie er fand. Dann ging sie zurück zum Haus.
Mal sehen, was das eben war, dachte er und setzte sich in Bewegung.

Kenzie war etwas durcheinander. Ausgerechnet jetzt kam Mazacan zurück. Sie hängte ein Laken auf die Wäschelei-ne. Natürlich freute sie sich. Und wie. Mazacan war ihr bester Freund, seit sie sechs Jahre alt war. Damals war sie fast ertrunken, aber er war ohne Zögern ins Wasser ge-sprungen und hatte sie an Land gezogen. Bis heute hatte sie furchtbare Angst vor großen Mengen Wasser jeder Art. Er war der Einzige, der das wusste. Mit siebzehn war Ma-zacan zu seinem Vater nach Nordsk gezogen. Sie hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen. Aber sie war froh, dass er endlich wieder da war. Vielleicht konnte er ihr sogar hel-fen.
Jetzt, wo Dargh verschwunden war. Sie machte sich ernst-haft Sorgen um ihren Freund. Es passte nicht zu ihm, sich wochenlang nicht mehr zu melden. Sie war sich sicher, dass ihm etwas zugestoßen sein musste. Abgesehen von ihrer persönlichen Bestürzung war der Widerstand auf Dargh angewiesen. Wie sollte sie die Bewegung in Rigby aufrechterhalten mit so wenigen Leuten? Eine vage Hoff-nung kam in ihr auf. Vielleicht, wenn sie es ihm schonend erklärte, würde ja Mazacan…
„Na, mein Sonnenschein?“
Kenzies Herz machte einen Sprung. Lachlan stand hinter der Wäscheleine und hatte dekorativ eine Hand darauf gelegt.
„Was machst du denn Schönes?“
Kenzie strich ihr Haar glatt und sammelte sich. Jedes Mal, wenn sie Lachlan so aus der Nähe sah wie jetzt, schien ein Teil ihres Selbst laut Halleluja! zu schreien und selig grin-send umzufallen. Dabei verachtete sie Lachlans Charakter zutiefst und mühte sich, jede Sympathie im Keim zu ersti-cken. Sie tat ihr Bestes, Lachlan nichts von ihrem inneren Zwiespalt merken zu lassen.
„Nichts, was dich anginge, Hexenjäger“, sagte sie nüchtern und hängte ein weiteres Laken über die Leine – genau vor Lachlan. Dann drehte sie sich um und nahm einen der leeren Wäschekörbe, darauf achtend, der verhängten To-desfee nicht völlig den Rücken zuzudrehen.
„Nah, komm schon, Kenzie.“ Lachlan tauchte unter der Leine durch. „Du erzählst mir nicht alles. Wer zum Bei-spiel war der jungsche blonde Klopper, der dir so wehmü-tig nachgewinkt hat?“
Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Er hatte sie beobachtet. „Niemand. Nur ein Bekannter von früher.“
„Wenn du alle Bekannten so warmherzig begrüßt, hast du bei mir aber einiges nachzuholen.“
Sie stellte den Korb weg und hoffte, dass er nicht sah, wie sich ihre Finger um die Griffe krampften. „Du bist kein Bekannter. Du bist ein Staatsbeamter.“
„Heute nicht, Sonnenschein. Ich bin heute außer Dienst. Als Privatperson.“
Sie warf einen Blick auf seinen metallbeschlagenden Gürtel, an dem zwei unbehagliche Messer hingen. Mit denen hätte er mühelos eine größere Operation durchführen können. Vermutlich hatte er das sogar schon.
„Privat? Mit den Dingern?“
Er hob unschuldig die Hände. „Du magst es nicht glauben, aber es gibt ein oder zwei Leute auf der Welt, die Interesse daran hätten, mir Schaden zuzufügen.“
„Was du nicht sagst. Das ist wohl Berufsrisiko.“
Sie nahm die Gartenschere und begann, die Rosenbüsche zu stutzen. Das war eigentlich nicht nötig, aber mit der Schere fühlte sie sich irgendwie besser. Vielleicht fand sie an dem Kerl ja eine Stelle, die nicht nachwuchs, wenn man sie abschnitt.
Lachlan lehnte sich an die Hauswand und beobachtete, wie sie sinnlos an den Büschen herumhantierte. „Und, wo kommt dein… Bekannter her?“
„Von hier. Er ist… nach langer Reise heimgekehrt.“
„So. Warum?“
Kenzie ließ die Schere kurz sinken. „Na, deiner Theorie nach natürlich, um Hexenjäger, König und Regime zu stürzen. Bei mir treffen sich doch immer alle Widerständ-ler. Ach, nein, wie dumm von mir, ich bin ja sogar der Kopf des Widerstandes hier!“
Lachlan zog nur eine Augenbraue hoch.
„Lachlan. Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich habe mit dem ganzen Widerstand nichts zu tun. Ich weiß wirklich nicht, wie du darauf kommst.“
Er machte eine ausschweifende Geste.
„Du bist völlig paranoid“, meinte Kenzie.
„Nein. Nur aufmerksam.“ Er stand plötzlich neben ihr. „Ich weiß, dass du mit dem Widerstand unter einer Decke steckst. Ich werde es beweisen, du wirst mir alles erzählen, was du darüber weißt, und dann war es das mit eurem Aufstand, mein Sonnenschein.“
Kenzie verschnitt sich und trennte eine Rose vom Busch. Sie drängte sich, ihn nichts von ihrer Nervosität wissen zu lassen, fischte die Rose aus den Zweigen und lächelte liebenswürdig. Ihr fiel nichts Besseres ein als eine An-sprache, die einer ihrer früheren Mitstreiter gehalten hatte.
„Lachlan, meine Güte. Sei doch nicht immer so feindse-lig.“ Sie steckte ihm die Rose an den Griff seines Messers. „So viel Hass und Gewalt die ganze Zeit. Entspann dich. Zurück zur Natur der Dinge. Lass den Frieden in dein Herz.“
Er sah auf die Rose und wieder auf sie. Dann fasste er in den Rosenbusch. Man hörte ein leises, zischendes Ge-räusch, als würde man mit nassen Fingern eine Kerze aus-drücken. Der ganze Busch schien zu verdorren und schrumpelte in sich zusammen, bis nur noch ein toter Stumpf zurückblieb.
Das waren die Rosen meiner Mutter, du Bastard, dachte Kenzie. Scheinbar ungerührt meinte sie zu ihm: „Schau an. Ich wusste nicht, dass du das auch bei Pflanzen kannst.“
„Ich kann das bei allem, das lebt, Sonnenschein.“ Er ließ den toten Busch los und legte seine rechte Hand über ihre Halsschlagader. „Bei den meisten Völkern ist das die effektivste Stelle zum Entziehen. Geht schneller als man denkt. Bei Langlebigen ist der Aufwand etwas größer. Zu viel Leben drin, weißt du.“
Kenzie sah ihm direkt ins Gesicht. „Na, da möchte ich dir nicht deine kostbare Zeit stehlen, Lachlan.“
Sie schob seine Hand weg, wandte sich ab und fuhr fort, die Wäsche aufzuhängen.
„Aber wenn du das nächste Mal angeben möchtest, nimm nicht unbedingt wieder meine Rosen, ja? Ich hätte da ge-nug Unkraut für dich.“
Lachlan sah sie einen Moment lang irritiert an, musste grinsen und trat zu ihr. „Irgendwann krieg ich dich.“
Er verließ den Garten.
Kenzie wartete, bis er weg war, dann ließ sie die angehalte-ne Luft entweichen.

Als er bei seinem Pferd ankam, merkte Lachlan, dass er immer noch Kenzies Rose am Gürtel trug. Er zog sie her-aus, um sie zu zerknüllen und wegzuwerfen. Doch er hielt inne, starrte die Blume an und steckte sie nach kurzem Zögern behutsam in die Innentasche seines Mantels, bevor er sich auf sein Pferd schwang.
„Na komm. Zeit, sich Floyds Ersatzmann anzuschauen.“ Er ritt in Richtung Hauptsitz davon.

Mazacan hatte sich bald mit den meisten anderen Hexen-jägern der Eliteeinheit bekannt gemacht, stets verfolgt von Seth, der gespannt darauf lauerte, seinem neuen Idol zu Diensten sein zu dürfen. Die 13 Hexenjäger selbst waren keine Leute, denen man auf einsamer Straße hätte begeg-nen wollen. Alle trugen – wie er mittlerweile auch – die typische Hexenjäger-Montur ganz in Schwarz. Die beiden Damen der Elite, die Seth so in Verlegenheit gebracht hatten, waren zwar auf den ersten Blick nett anzuschauen, aber in keiner Hinsicht vertrauenerweckender als ihre männlichen Kollegen.
Am ehesten sympathisch war Mazacan, abgesehen von Wolcod, wohl Morgan, ein Berg von Mann, der noch länger im Geschäft war als sein Chef und schon langsam grau wurde. Vermutlich hatte er in seinem Leben mehr Leute umgebracht, als Mazacan je begegnet war, doch zumindest gab er im Gegensatz zu manchem seiner Kolle-gen nicht damit an.
Keiner der 13 hatte Kinder oder war verheiratet. Dafür fiel Mazacan eine ganze Liste von Gründen ein. Er hätte sich auch nicht geheiratet als schwarzgewandeter Staatsbeamter, der jede Nacht verschwand, um ganze Familien zu verhaften und wer weiß was noch mit seinen verrückten neuen Schlächterfreunden hinter den Mauern seines von allen gemiedenen Arbeitsplatzes trieb. Obwohl, er persönlich hätte sich auch vorher nicht geheiratet. Irgendwie kam ihm Kenzie in den Sinn und versetzte ihm einen Stich. Um sich abzulenken, zählte er im Kopf die bereits bekannten Hexenjäger ab. Er kam auf zwölf, sich selbst eingeschlossen. Natürlich, die Todesfee fehlte noch.
„Und Lachlan, wo ist der?“ wandte er sich an Morgan, was dem im Hintergrund lauernden Seth sicher das Herz brach.
Der ältere Mann sah finster auf ihn herab. „Hast du es so eilig, dem zu begegnen? Da mach dir mal keine Sorgen. Du wirst bald mehr von ihm haben, als dir lieb ist. Lachlan führt alle neuen Hexenjäger ein. Die erste Zeit gehörst du praktisch ihm.“
Mazacans Magen sank ob dieser Neuigkeit. „Aber Wolcod meinte, ich unterstünde nur ihm…“
„Ja, das stimmt auch. Sobald du weißt, wie hier alles läuft.“
„Und wie lange wird das dauern?“
„Das kommt darauf an, wie schnell du lernst.“ Morgan zuckte mit den Schultern. „Wenn du schnell lernst, in ein paar Monaten vielleicht. Wenn du langsam lernst – bist du sowieso schon vorher tot.“
Mazacan seufzte verhalten. Was hätte er für ein tolles Leben unter den Nordmännern haben können. Er war zwar von dort weg, weil er im Grunde seiner Seele eine Landratte war und sich hoffnungslos mit seinem Vater zerstritten hatte, aber im Vergleich zu den Zuständen hier erschien es ihm wie der Himmel auf Erden. Wenn auch ein ziemlich kalter, schwankender Himmel unter einem Haufen grölender Kerle.
„Dann sollte ich besser schnell lernen.“
„Das solltest du“, murmelte Morgan. „Pass auf mit Lach-lan. Er ist schon erschreckend lange bei den Hexenjägern. Er und Wolcod verstehen sich überhaupt nicht.“ Er sah sich kurz um. „Lachlan hat den Chef damals angeworben. Er ist nicht besonders glücklich, dass sein einstiger Schüler ihm jetzt Befehle erteilt. Und er wird auch nicht glücklich sein, dass irgendein junger Hüpfer wie du einfach so eine hohe Position eingenommen hat und ihm vielleicht noch dazwischen pfuscht.“
„Ich dachte, der Kerl ist so toll. Wieso hat der König dann nicht ihn zum Chef der Hexenjäger gemacht?“
„Selbst der König ist nicht so dumm, Lachlan noch mehr Macht zu geben. Da könnte er ihm genauso gut gleich seine Krone in die Hand drücken. Deshalb hält er sich ja Wolcod dazwischen, auch wenn ihm seine Methoden zu weich sind. Aber Wolcod hat als Einziger keine Angst vor Lachlan.“
„Und du hast Angst vor ihm?“
Der riesige Mann nickte auf eine Art und Weise, die in Mazacan etwas verknotete.
„Also pass auf. Es hat lange genug gedauert, einen Ersatz für Floyd zu finden. Stirb nicht auch so bald.“ Morgan gab ihm einen Klaps auf die Schulter und ging.
Mazacan schüttelte befremdet den Kopf. Was konnte jetzt noch schlimmer kommen?
„Du bist also der Neue“, sagte jemand.
Er brauchte nicht hinzuschauen, um zu wissen, dass es Lachlan war, der hinter ihm stand. Mazacan kannte Dun-kelvolk-Stimmen mittlerweile.
„In der Tat, der bin ich“, antwortete er leicht gereizt und drehte sich um.
Für eine Todesfee war Lachlans Gesicht fast etwas zu hart, fand er. Normalerweise sahen auch männliche Todesfeen sehr sanft und ätherisch aus. Der hier aber wirkte, als hätte er schon mal im Blut von Jungfrauen gebadet.
Lachlan zog die Augenbrauen zusammen. „Du bist das also…“
„Ach, kennen wir uns?“ Das hätte Mazacan bestimmt nicht vergessen. Obwohl Lachlan etwas kleiner war als er, hatte er das Gefühl, zu ihm aufsehen zu müssen.
„Wir? Nein… nicht wirklich.“ Lachlan verschränkte die Arme vor der Brust. „Also – Mazacan, oder? – solange du hier noch… neu bist, werde ich dafür sorgen, dass du auch… zurechtkommst.“
Lachlan hatte eine nervtötende Art, die Sätze zu betonen. Obwohl harmlosen Inhaltes, klangen sie anzüglich, spöt-tisch, drohend oder alles zusammen.
„Ich werde mich bestimmt schnell einfinden.“
„In manchen Bereichen hast du dich gewiss schon ganz wunderbar eingefunden.“
Was soll das denn nun schon wieder heißen? fragte sich Mazacan irritiert.
„Ich weiß, du kommst von hier, aber wie wäre es mit einer kleinen Tour zu Anfang?“
„Warum nicht.“ Woher weiß der das überhaupt?

Er folgte Lachlan in den Hof und ein komatös anmuten-der Stallknecht brachte ihre Pferde. Lachlans schwarzer Hengst war sehniger und schlanker gebaut als Mazacans Nordrossstute Skadi. Irgendetwas hielt Mazacan davon ab, sich dem Tier zu nähern. Lachlan hatte da bei Skadi keine Scheu.
„Na, du Große?“ Er streckte die Hand aus, um die Stute zu streicheln.
Mazacan grinste innerlich und freute sich darauf, wie sein Pferd nach der Todesfee schnappen würde. Skadi war ein sehr sprödes Tier und ließ sich nur von wenigen Personen anfassen. Mazacan hatte oft gedacht, er hätte einen schlechten Einfluss auf sie. Aber anstatt dem Feenschnösel die Finger abzubeißen, ließ sich Skadi von Lachlan kraulen und genoss es offensichtlich auch noch.
Flittchen, dachte Mazacan.
„Es scheint, als hätten wir ein paar gemeinsame Freunde“, meinte Lachlan und stieg auf sein unheimliches schwarzes Pferd.
Keiner von meinen Freunden – abgesehen von diesem dummen Gaul – würde sich je freiwillig mit dir abgeben, dachte Mazacan, brummte aber: „Möglich.“
„Wir werden uns bestimmt bestens verstehen“, sagte Lach-lan, was eher klang wie: Es wäre besser für dich, wenn wir uns gut verstünden, weil ich dir dann nicht gleich die Ein-geweide rausreißen müsste.
„Bestimmt“, knurrte Mazacan und stieg auf. Er hasste Lachlan schon jetzt von ganzem Herzen.

Leseprobe aus meinem ersten Roman. Wenn ihr Interesse an meinen Büchern habt; unten auf das Bildchen klicken, da gibt es alle Infos.

For German speaking members, an excerpt from my first novel.
If you are interested in my books in German or English, see here:

My Books - Read them! by wolfanita



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Comments5
bitemeEdward121719's avatar
any hope of getting it translated to english to perhaps sell to a willing american buyer??
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